Wie Einsatzkräfte ihre Resilienz erhöhen können

Einsatzkräfte, wie Feuerwehrleute, Polizist*innen, oder Rettungsdienstmitarbeiter*innen, sind durch ihre Arbeit regelmäßig hohen psychischen Belastungen ausgesetzt. Um diesen Anforderungen gerecht zu werden, benötigen sie eine hohe psychische Stabilität. Resilienz bedeutet, dass Menschen nach belastenden oder traumatisierenden Situationen schnell wieder in einen handlungsfähigen Zustand zurückfinden. Doch wie können Einsatzkräfte ihre Resilienz erhöhen? In diesem Blog Post stelle ich Ihnen einige Strategien vor, mit denen Sie (nicht nur als Einsatzkraft) Ihre psychische Belastbarkeit verbessern können.



Wie Einsatzkräfte ihre Resilienz erhöhen können - HOPE Blog

Was passiert

Notfallpersonal sollte, ungeachtet aller durch den Dienstgeber zur Verfügung gestellten Unterstützungsangebote, die Verantwortung für die Stärkung der eigenen Schutzmechanismen und die Verhinderung von Langzeitfolgen von Stress selbst übernehmen und als Teil ihrer Berufsanforderungen betrachten. Kontinuierlicher persönlicher Einsatz ist ungleich wertvoller als externe professionelle Unterstützungsmaßnahmen im Bedarfsfall.

Selbstwahrnehmung

Eine hohe Resilienz beginnt mit dem Bewusstsein und der Akzeptanz der eigenen Stärken, Schwächen und Bedürfnisse. Nur wer sich und seine Reaktionen in stressigen Situationen kennt, kann gezielt Prophylaxe sowie Gegenmaßnahmen ergreifen. Dazu gehört beispielsweise, regelmäßig Rückmeldungen von Freund*innen, Familie, Kolleg*innen oder Vorgesetzten einzuholen, um das eigene Verhalten und die eigene Wahrnehmung zu reflektieren.

Achtsamkeit

Im Arbeitsalltag sind Einsatzkräfte oft durchgehend angespannt und reaktionsbereit. Dies kann jedoch auf Dauer zu einer Überforderung führen. In diesem Zusammenhang kann Achtsamkeit bei der Selbstregulation im Umgang mit Stress helfen. Dies bedeutet, die Aufmerksamkeit auf den gegenwärtigen Moment zu richten und den eigenen Körper und Geist mithilfe von beispielsweise Atemübungen oder auch Meditation zu beruhigen. Yoga, progressive Muskelentspannung nach Jacobson, die Tension & Trauma Release Exercise (TRE) nach Berceli oder das Mindfulness-Based-Stress-Reduction-Achtsamkeitstraining (MBSR) nach Kabat-Zinn, können leicht erlernt und in den Alltag integriert werden. Wenn diese Techniken regelmäßig geübt werden, können sie auch noch in stressigen Situationen routiniert abgerufen werden. Einige Einsatzkräfte haben auch festgestellt, dass regelmäßiges Training von sanften Kampfkünsten wie Aikido oder Tai-Chi hilfreich sein kann.

Soziale Unterstützung

Die Unterstützung durch Kolleg*innen, Familienmitglieder oder Freund*innen kann einen großen Einfluss auf die Resilienz haben. Gespräche mit vertrauten Personen ermöglichen eine emotionale Entlastung und helfen, auch in schwierigen Zeiten den Fokus auf das Positive zu behalten. Finden Sie heraus, welchen Personen Sie sich öffnen können und wollen. Es ist wichtig, sich ein Netzwerk an Menschen aufzubauen, die eine positive Wirkung auf das eigene Wohlbefinden haben.

Persönliches Wachstum

Um die Resilienz zu erhöhen, ist es wichtig, kontinuierlich persönlich zu wachsen, sich weiterzuentwickeln und sich neuen Herausforderungen zu stellen. Einsatzkräfte können sich beispielsweise durch Fortbildungen oder Mentoring-Programme fachlich weiterbilden und dadurch nicht nur ihre Resilienz stärken, sondern auch die Zufriedenheit im Beruf erhöhen. Fachkompetenz ist wichtig, aber soziale Kompetenzen sind genauso wichtig. Dazu gehören das Lernen „Nein“ zu sagen, Kritik konstruktiv anzunehmen, eigene Bedürfnisse auszudrücken, Kontakte zu knüpfen, Gesprächsbereitschaft zu zeigen, Konflikte zu lösen und deeskalierend zu handeln. Kommunikationskonzepte wie die gewaltfreie Kommunikation (GFK) nach Marshall B. Rosenberg oder Neuro-Linguistisches Programmieren (NLP) sind hierfür besonders gut geeignet.

Work-Life-Balance

Ein harmonisches Verhältnis zwischen Berufs- und Privatleben ist ein wichtiger Faktor für eine hohe Resilienz. Einsatzkräfte sollten daher darauf achten, ihre Arbeit nicht mit nach Hause zu nehmen und sich in der Freizeit auch Zeit für Entspannung, Hobbys oder Familie zu nehmen. Nur wer sich regeneriert und ausreichend Erholungsphasen einplant, kann langfristig hohe Leistung erbringen. Erstellen Sie eine Liste mit Aktivitäten, die Ihnen gefallen und von denen Sie wissen, dass sie Ihnen guttun oder zur Entspannung beitragen. So müssen Sie nicht erst in belastenden Situationen darüber nachdenken, sondern haben sofort einige Ideen zur Hand.

Ernährung, Sport & Bewegung

Zumindest in Ihrer Freizeit, aber auch in ruhigen Dienstzeiten sollten Sie auf eine abwechslungsreiche und ausgewogene Ernährung achten und schädliche Nahrungs- und Genussmittel vermeiden. Viele Menschen finden beim Sport Ausgleich und Entspannung. Bewegung hilft generell dabei, Stress abzubauen, und zusätzlich stärkt sie das Immunsystem. Besonders, wenn sie an der frischen Luft stattfindet.

Fazit

Ein starkes psychisches Fundament ist für Einsatzkräfte von großer Bedeutung. Um auch in schwierigen Situationen handlungsfähig zu bleiben, bedarf es einer hohen Resilienz. Indem Sie Ihre Selbstwahrnehmung stärken, Achtsamkeit in Ihr Leben integrieren, soziale Unterstützung suchen, persönliches Wachstum fördern, sich moderat sportlich betätigen, ausgewogen ernähren und eine gute Work-Life-Balance schaffen, können Sie Ihre Resilienz erhöhen und damit ein wichtiger Bestandteil Ihrer Einsatzorganisation sein. Sollten Sie weitere Fragen haben oder ein individuelles Programm für sich suchen, kontaktieren Sie mich für ein kostenloses Erstgespräch.


LITERATURQUELLEN:

  • Bernstein, D. A., & Borkovec, T. D. (2007). Entspannungs-Training: Handbuch der Progressiven Muskelentspannung nach Jacobson (Vol. 16). Klett-Cotta. 
  • Chopko, B. A., Papazoglou, K., & Schwartz, R. C. (2018). Mindfulness-based psychotherapy approaches for first responders: from research to clinical practice. American Journal of Psychotherapy, 71(2), 55-64
  • Helmerichs, J., Karutz, H., Gengenbach, O., & Richwin, R. (2015). Psychosoziale Herausforderungen im Feuerwehrdienst. Belastungen senken–Schutz stärken. Bonn: BBK.

 

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